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Sauer macht lustig – oder krank?

Bei Beratungsgesprächen stellt sich häufig die Frage nach der Bedeutung von sauren oder basischen Lebensmitteln. Der „Säure-Base-Haushalt“ von uns Menschen steht in der Ernährungsforschung immer wieder auf der Tagesordnung. Berichte in den Medien schüren Ängste vor einer Übersäuerung und ihren Folgen. Verunsicherung und Ratlosigkeit des Verbrauchers sind die Folge. Deshalb lag es nahe, sich in unserem Qualitätszirkel mit den dahinter liegenden Theorien, Studien und Konzepten zu beschäftigen. Neugierig geworden überprüften wir unsere Erkenntnisse im Selbstversuch. Die Verbindung von Theorie und Praxis ist unsere Stärke - so haben wir auch bei dieser Untersuchung den wissenschaftlichen Hintergrund streng hinterfragt, als auch die Umsetzung und Einflussfaktoren genau beobachtet.

Unser Körper verfügt über eine Reihe von Mechanismen zur Regulierung des Verhältnisses von Säuren und Basen, das in Form des pH-Wertes gemessen werden kann. Der pH-Wert des Blutes wird normalerweise sehr effektiv in einem sehr engen Bereich gehalten. Abweichungen werden von schwerwiegenden Krankheitsbildern verursacht, die unmittelbar behandelt werden müssen.

Wenn von der Übersäuerung unseres Körpers die Rede ist, ist eine allgemeine Übersäuerung des Gewebes gemeint. Die Bestimmung des pH-Wertes im Gewebe ist nur schwer zu bewerkstelligen. Statt der direkten Messung wird der indirekte Weg über die Prozesse, die für den Stoffwechsel und damit für den Säure-Base-Haushalt im Gewebe verantwortlich sind, gewählt. Eine von vielen Möglichkeiten hierfür ist die Erfassung des pH-Wertes des Urins.

Am Anfang unseres Experiments protokollierte jede Teilnehmerin ihren täglichen individuellen Speiseplan und den pH-Wert des Urins. In dieser Phase waren in den Wochenplänen so wohl vegetarische als auch fleischhaltige Menüs enthalten. 
In der zweiten Phase griffen wir die Lebensmittel heraus, die laut Literatur zu anderen Ergebnissen hätten führen müssen so z.B. Fleischgerichte. Gemeinsam mit weiteren als säure- und basenbildend bekannten Lebensmitteln wurde deren Effekt erneut untersucht. Nach Möglichkeit isolierten wie die einzelnen Nahrungsmittel im Test. Der pH-Wert des Urins wurdenach einem festen zeitlichen Ablauf protokolliert. 

Getestet wurden:

  • Zitronensäure
  • Suppenbrühe
  • Maultaschen
  • Kartoffelsuppe + 1 Saitenwurst
  • Linsen mit Spätzle (ohne Saitenwurst)
  • Rinderhüftsteak pur mit 1 Prise Salz und Pfeffer
  • Süßkartoffel

Einige Ergebnisse unserer Versuchsreihe haben uns überrascht: Rinderhüftsteak und Maultaschen führten sogar zu einem basischen Urin, obwohl Fleisch in der Literatur als säurebildendes Nahrungsmittel betrachtet wird und zu den „ungünstigen“ Lebensmitteln im Säure-Basen-Ernährungskonzept zählt. Wir hatten daher mit einem saureren pH-Wert des Urins gerechnet.

Die Süßkartoffel, als basisch eingestuftes Lebensmittel, führte hingegen zur erwarteten Reaktion – der pH-Wert wurde stark basisch - sie passte ins System. Überraschend war die Deutlichkeit der Reaktion.

Wir hatten gehofft, ein eindeutigeres Schema für den Einfluss der Ernährung auf den Säuren-Basen-Haushalt zu finden. Das ist uns nicht gelungen. Die übliche Aufteilung der säure- und basenbildenden Nahrungsmittel konnten wir nur sehr eingeschränkt bestätigen. Nicht alle Reaktionen waren reproduzierbar. Zum Teil kam es im zweiten oder dritten Versuch zu schwächeren bzw. entgegen gesetzten Wirkungen. Richtung und Ausmaß der pH-Änderung waren zwischen den Teilnehmern selten identisch. Auch konnten die aufgrund der Literatur erwartete Wirkung nicht bei allen Lebensmitteln beobachtet werden. Dies liegt wesentlich daran, dass die Menschen und ihre physiologischen Prozesse unterschiedlich sind. Die geringe Größe der Stichprobe lässt keinen allgemein gültigen Schluss über die Auswirkung von so genannten säure- und basenbildenden Lebensmitteln auf den Urin-pH zu.

Der pH-Wert des Urins durchläuft im Regelfall eine tagesrhythmische Veränderung, die sich aus vielfältigen Stoffwechselprozessen ergibt. Unser Stoffwechsel reagiert auch auf die Lebensumstände: Schlaf, Sport, Stress, usw.. Ernährung ist nur ein Einflussfaktor unter vielen. So betrachtet wundert es also nicht, dass sich für jedes Individuum ein anderer Verlauf  ergibt. Ein im Tagesverlauf schwankender Urin-pH-Wert weist darauf hin, dass das Säure-Basen-Pufferungssystem gut funktioniert, was anzustreben ist. Ein statischer pH-Wert (ständig sauer oder ständig basisch), würde demnach bedeuten, dass die Anpassungsfähigkeit unseres Stoffwechsels eingeschränkt ist.

Fazit

Die Messung des Verlaufs des Urin-pH-Wertes über einen Tag hinweg sagt mehr über die Stoffwechselaktivität des Körpers aus als ein einzelner Wert. Im Tagesverlauf schwankende pH-Werte sind als positiv zu betrachten, wohingegen starre pH-Werte einen Hinweis auf eine Mangelversorgung oder Belastung geben.

Vielfalt und Abwechslung sorgen für ein lebendiges Fließgleichge-wicht im Körper – das lässt sich mit einer ausgewogenen Ernährungsweise sehr gut unterstützen!