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Kinder lernen essen

Der Mensch kommt zwar mit einer gewissen Vorliebe für bestimmte Geschmacksrichtungen zur Welt. Das Essverhalten insgesamt wird aber in Laufe des Lebens von vielen äußeren Faktoren bestimmt, dabei bestimmen hauptsächlich Gewohnheiten unseren Speiseplan.

Die Ernährung dient in erster Linie der Nährstoff- und Energieversorgung des Körpers. Eine ausreichende Ernährung ist Grundlage für eine gesunde körperliche und geistige Entwicklung eines Kindes. Deshalb ist es wichtig, dass Kinder Lebensmittel aus verschiedenen Nahrungsmittelgruppen kennen und akzeptieren lernen und dass ihnen eine angemessene Auswahl an Speisen angeboten wird. Essen ist aber weit mehr als nur Nahrungsaufnahme.

Beim Essen erleben wir eine Fülle von Sinneseindrücken. Kinder lernen neue Lebensmittel nach und nach kennen und lieben. Die Vorliebe für den Süßgeschmack ist uns in die Wiege gelegt. Lebensmittel mit einem bitteren Beigeschmack lernt man erst mit der Zeit schätzen. Essen kann man nicht nur sehen, riechen, schmecken und fühlen sondern auch hören. Während cremige, weiche Speisen mit wenig Geräusch einfach zu schlucken sind, verursacht das Beißen einer Karotte ziemlich viel "Lärm" und braucht zudem Kraft in den Kaumuskeln. Zu den Sinneseindrücken gehören auch die Wahrnehmung von Durst, Hunger, Appetit, Sättigung und dass Bauchschmerzen durchaus etwas mit dem Essen zu tun haben können. 

Kinder wachsen in die Esskultur ihrer Eltern und ihrer Heimat  hinein, das nennt man Sozialisation. Sie lernen, was man essen kann, woher das Essen kommt, wie man Lebensmittel zubereitet und wie man diese isst. Die Versorgung mit Lebensmitteln, deren Zubereitung und die Gestaltung von Mahlzeiten zu verschiedenen Anlässen nimmt in allen Kulturen eine wichtige Stellung ein. Für die Integration kann das gegenseitige Kennen und Schätzen lernen der Esskultur ein Türöffner für weitere gemeinsame Schritte sein. Auch innerhalb einer Kultur bilden sich unterschiedliche Essverhalten aus, über die sich der Lebensstil der einzelnen Menschen ausdrückt. 

Gemeinsame Mahlzeiten sind der ideale Treffpunkt zum Gespräch. Essen alleine oder gar nebenher ist nicht gleichwertig mit einer gemeinsamen Mahlzeit mit vertrauten Personen. Der Familien(ess)tisch bietet sich geradezu als Zentrum der gemeinsamen Kommunikation an. Wenn Kinder aus der Tageseinrichtung oder von der Schule nach Hause kommen, haben sie viel zu erzählen. In einer entspannten, freundlichen Tischatmosphäre erfahren Kinder Geborgenheit, Zuwendung und Dankbarkeit. Kleine Kinder lernen das Essen durch Beobachtung und Nachahmung.

Emotionen spielen eine wichtige Rolle, wenn sich ein Gericht zur Lieblingsspeise entwickelt. Die Psyche kann sich auch sehr stark auf die Aktivität der Verdauungsorgane und den Appetit auswirken. Nicht selten werden Langeweile, Einsamkeit, Angst, Frust, Stress mit essen kompensiert oder führen zu Essensverweigerung.

Kindern die Grundkompetenzen zur richtigen Ernährung zu vermitteln ist Teil der Erziehungsaufgabe und der Fürsorge. Die Kinder lernen spielerisch durch praktisches Erleben im Alltag. Aktive Beteiligung beim Kochen ist ein Erlebnis für die Sinne, fördert die feinmotorischen Fähigkeiten und das Know-how und motiviert neue Speisen gemeinsam auszuprobieren. In Speisen, die man selber hergestellt hat, kann man größeres Vertrauen haben.

Ernährungsempfehlungen

Eine gesunde, ausgewogene Ernährung für Kinder muss nicht aufwändig und teuer sein:

  • Kinder sollen ausreichend trinken: vorzugsweise Wasser, Früchte- oder Kräutertees, gelegentlich verdünnte Fruchtsäfte.
  • Getreide vorzugsweise als Vollkornprodukte (Flocken, Brot, Nudeln, Reis) und Kartoffeln bilden die Basis für die Mahlzeiten. Ebenso reichlich sollten Gemüse und Obst verzehrt werden.
  • Tierische Lebensmittel sollten nur in Maßen verzehrt werden, wobei der Milch und den Milchprodukten als wertvolle Eiweiß- und Kalziumquellen eine besondere Bedeutung zukommen.
  • Ein sparsamer Umgang mit fettreichen Lebensmitteln, Süßwaren und Süßgetränken hilft das Energiegleichgewicht in der Waage zu halten.
Verzehrsempfehlungen des FKE für 4-5 Jährige Mengenbeispiele
Energie 1460 kcal/Tag  
Getränke 800 ml/Tag 5 Gläser Wasser/Tee
Getreide (Brot, Flocken) 170 g/Tag 3 Brote + 30 g Flocken
Kartoffeln/Nudeln/Reis gegart 130 g/Tag 1 Portion zum Mittagessen
Gemüse 200 g/Tag 2-3 Portionen: roh/gegart/Blattsalat
Obst 200 g/Tag 2 Portionen
Milch, Milchprodukte 350 g/Tag 1 Glas Milch + 1 kl. Joghurt + 20 g Käse
Fleisch/Wurst 40 g/Tag ½ Saitenwurst
Eier 2 Stck./Woche 1x Rührei + 1x Ei im Auflauf
Fisch 100 g/Woche 1x 100 g oder 2x 50 g
Öl, Margarine/Butter 25 g/Tag 2 EL Öl + 1 TL Butter

FKE: Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund

Aus diesen Bausteinen lässt sich leicht ein abwechslungsreicher Speiseplan für den Familientisch gestalten. Nicht nur Kinder, auch Erwachsene freuen sich über eine schöne gemeinsame Mahlzeit in der Familie oder mit Freunden.

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